Monat: Januar 2023 (Seite 1 von 2)

Hockey-Turnier in Sydney

Freitag

Freitag, 6:00 Uhr. Der Wecker klingelt. Ich stelle fest, dass der Aussieday mich doch mehr Schlaf gekostet hat, als ich dachte. Aber zum Glück bin ich so aufgeregt wegen des Turniers, dass das Aufstehen halbwegs leicht fällt. Treffen mit Nima ist mit der Bahn ca. 30 Minuten entfernt, 7 Uhr ist vereinbart. Also ab in die Bahn und dann mit Nima zur Halle. Die Fahrt dauert eine Stunde und trotzdem sind wir noch im Stadtgebiet. Das ist generell so eine Sydney-Sache. Es gibt hier wenig hohe Häuser, aber dafür ist die Fläche der Stadt einfach unfassbar riesig. Für mich sind diese Autofahrten aber natürlich top, weil wir uns gezwungenermaßen jedes Mal eine Stunde lang auf Englisch unterhalten. Und weil das Turnier über 3 Tage geht, sitzen wir schonmal 6h zusammen im Auto. Generell freue ich mich auf das Turnier, weil mich dort nicht nur ein ganzes Wochenende mein Lieblingssport erwartet, sondern quasi auch ein Wochenend-Crashkurs in Hockey-Englisch.

Vor dem ersten Spiel habe ich noch fix einen Gruß nach Deutschlang geschickt:

Grüßen tun hier chronologisch Brayden, Cam, Tee, Josh und Darren. Die letzte Nase ist Nima, mein Auto-Buddy für das Wochenende.

Zur Umgebung: wir haben knapp 30 Grad und spielen in einer abgeschlossenen Halle. Ist also schon knackig. Wir starten also in das erste Spiel und es dauert genau 2 Minuten, bis Cam mit beiden Händen vor dem Mund von der Fläche kommt und direkt in die Toilette neben der Spielerbank verschwindet. Da habe ich mich richtig heimisch gefühlt. Es war Game-Time. Generell ist das öfter mal passiert, einfach weil es so heiß ist und die Fläche recht groß. An dieser Stelle muss man dann einfach erwähnen, dass Josh, Brite, eine unfassbare Fähigkeit hat. Ich kenne niemanden, der seinen Brechreiz so gut unter Kontrolle hat. Josh kommt einfach nach jedem zweiten Wechsel würgend von der Fläche, macht komische Bewegungen und 5 Sekunden später ist alles wieder gut. Körperbeherrschung in Perfektion.

Die ersten beiden Spiel gewinnen wir recht souverän. Im dritten Spiel hatten wir dann einen harten Gegner mit guten Leuten. Da kam es dann leider auch, dass ich ein wenig zu sehr im Hockey-Modus war und dann meinen Torschuss im vollen Lauf noch abgeschlossen habe, leider danach beim Bremsen aber Inline- mit Eishockey verwechselt habe und entsprechend mit beiden Füßen quergestellt in die Bande gekracht bin. Körperlich war alles okay, aber beim Aufstehen musste ich feststellen, dass mein Inliner die Nummer nicht so gut überstanden hatte:

Das Chassis war hinüber.

Das war es dann erstmal für mich. Für das letze Spiel hatte ich mir noch einen Skate leihen können, allerdings war der mit Marsblade-Chassis ausgestattet. Diese Chassis können wippen und sollen sich eher wie Schlittschuhe verhalten. An sich cool, aber wenn man einen wippenden und einen steifen Inliner an den Füßen hat, geht leider erstmal gar nichts. Entsprechend gefrustet hatte ich dann dem Team vorgeschlagen, dass es das für mich für das Wochenende dann einfach gewesen ist. Da war die Stimmung auf dem Tiefpunkt, das kann ich euch sagen. Habe mich dann aber breitschlagen lassen, doch auch am nächsten Tag zu spielen, dann mit den Ersatzskates von Josh. Aber erstmal sind wir nach Hause. War glaube ich so um 23 Uhr zuhause und komplett platt.

Samstag

Samstag war es dann erstmal das gleiche Spiel: 7 Uhr Treffen, eine Stunde Auto. An der Halle angekommen, habe ich dann aber festgestellt, dass der Ersatz-Skate von Josh mir eigentlich ganz gut passt. Was für eine Erleichterung. Entsprechend war ich von nun an einfach mit zwei unterschiedlichen Skates unterwegs:

Und ich bin nicht sicher warum, aber ich glaube die Tatsache, dass ich jetzt doch noch spielen konnte, hat mir einen richtigen Schub gegeben. Das hat sich im ersten Spiel dann direkt mal mit 4 Toren bemerkbar gemacht. Generell haben wir den ganzen Tag über wirklich stark gespielt und somit auch den Einzug ins Halbfinale für Sonntag eintüten können. Allerdings nur knapp, so dass wir am Sonntag dann als Viertplatzierte gegen Platz 1 ran mussten. Aber erstmal haben wir dann noch ein Mannschaftsfoto gemacht. Hier braucht ihr leider wieder das Passwort.

Passwort erforderlich.

Das Passwort ist der Name unseres felligen Mitbewohners in Deutschland. 

Sonntag

Der Sonntag beginnt, ihr ahnt es, mit einem Wecker um 6. Leider ist auch das abschließende Spiel für uns wieder sehr früh. Nima und ich sind nach insgesamt 6h Autofahren mittlerweile richtige Buddies und haben uns über Gott und die Welt unterhalten. Er ist ein im Iran geborener Kanadier, lebt aber in Australien mit seiner Frau und ist aufgrund seiner kanadischen Vergangenheit genauso in der Hockey-Blase wie ich. Gefühlt haben diese Stunden im Auto meinem Englisch auch echt einen Schub verpasst. Das war jedenfalls sehr cool.

Das Halbfinale haben wir dann recht deutlich verloren (eine kleine Story zu dem Spiel bezüglich einer Meinungsverschiedenheit gibt es auch noch, aber die erzähle ich mal persönlich). Bei mir ging nach dem Spiel dann aber auch nicht mehr viel. Leider hatte sich mein Knie nach zwei Tagen Vollgas Hockey dann doch recht deutlich zurückgemeldet. Auf dem Foto hier kann man es ganz gut sehen. Mein rechtes Knie war einfach so voll mit Wasser, dass man den Übergang zum Oberschenkel gar nicht mehr gesehen hat:

Autsch. Das lief so voll, dass ich sogar drauf und dran war das im Krankenhaus vorzuzeigen.

Eine nette Kleinigkeit gab es dann zum Ende des Turniers noch. Trotz meiner Skate-bedingten Ausfälle hatte ich es doch tatsächlich das erste Mal in meinem Leben zum Topscorer gebracht:

Also wenn das kein Grund ist, einfach in Australien zu bleiben, weiß ich auch nicht weiter.

Was bleibt, sind Erinnerungen an nicht nur eines der besten Wochenenden hier in Australien, sondern vermutlich auch in meinem Leben. Danke daher an dieser Stelle an alle Beteiligten, auch wenn ihr alle nicht versteht, was hier steht, haha. Ach so, und diese Bilder hier bleiben wohl auch:

Australia Day

Am Donnerstag stand dann der Australia Day an. Das ist ein Nationalfeiertag, an dem die Aussies die Anlandung der Briten damals feiern. Unser Hausmanager hatte zum Grillen eingeladen und entsprechend bin ich langsam in den Tag gestartet. Mittags erreichte mich dann aber über Nina die Nachricht, dass sie Karten für die Aussie-Day-Veranstaltung am Opera-House hat. Da überlege ich natürlich nicht zweimal.

Bevor wir jetzt allerdings in die Footage des Aussiedays einsteigen, noch ein paar Gedanken dazu. Es ist hier nämlich so, dass wie überall in der Welt, auch den Aussies aufgefallen ist, dass die Nummer mit der Kolonie und der Ausrottung der Aborigines aus heutiger Sicht ja nicht so richtig korrekt war. Man tut also was man kann hier, um zu würdigen, dass das Land „eigentlich“ ja den Ureinwohnern gehört. Entsprechend kommen diese Einblendungen im Fernsehen, im Radio, in der Bahn und auch sonst eigentlich überall. Man ist sogar so weit gegangen, auch die Flagge der Aborigines auf die Harbour Bridge zu hängen – allerdings erst letztes Jahr. Aber den Tag der Anlandung und damit ja nunmal auch der Unterdrückung der Aborigines immer noch mit einem riesigen Tamtam und Feuerwerk zu feiern, das lässt man sich natürlich nicht nehmen. Fand ich irgendwie befremdlich. So zieht sich dann auch das Motto der Veranstaltung durch. Aussie des Jahres ist eine Aktivistin für Bodypositivity, irgendein Typ im Rollstuhl wird im Superman-Kostüm an Seilen über den Hafen geflogen und so weiter. Irgendwie alles befremdlich. Aber sei es drum, wir hatten Spaß.

Wir sind Nina, Ihre Freundin Maria und ich. Das nachstehende Bild habe ich mit einem Passwort geschützt. Fröhlich Bilder anderer Leute ins Netz stellen, ist ja auch irgendwie sehr 2006. Das Passwort ist der Name unseres felligen Mitbewohners in Deutschland – alles klein geschrieben.

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So richtig viel kann ich gar nicht mehr zu dieser Show sagen. Da wurde eben alles aufgefahren, was man bei so einer Show eben auffahren kann. Von daher, seht einfach selbst:

Sind danach jedenfalls mit knackiger Reizüberflutung die halbe Strecke zu Fuß zurück in Richtung Heimat, weil der Quay so derart überfüllt war, dass die Bahnen eigentlich keine Chance hatten. Aber das ist halt das Schöne an Sydney: hier kann man auch um 23 Uhr noch entspannt im Tshirt nach Hause laufen. War aber trotzdem zu spät, denn am nächsten Morgen ging es um 6 Uhr hoch – das große Hockeyturnier stand vor der Tür.

Wochenende 3 und kurze Woche

Der Beitrag hier fühlt sich ein bisschen an, wie einen Lückenfüller zu schreiben. Am dritten Wochenende war nämlich mal nicht die absolute Action angesagt, sondern fast schon deutsche Gewohnheiten. Am Samstag habe ich entspannt ausgepennt, mit der Heimat telefoniert und bin dann zum Hockey. 13 Uhr Anpfiff, und so ca. 15 Minuten später war es das dann auch schon mit dem Spaß. Ein Blick auf die Kelle hat Gewissheit gebracht – der erste Schläger hier hat genau 9 Tage durchgehalten. Entsprechend war ich dann erstmal ein wenig geknickt. Generell ist das Thema Verscheiß hier so eine Sache. Ich bin mit fast neuen Rollen in Australien gestartet, habe mir das mit dem Bremsen sowieso schon aus Energiegründen direkt abgewöhnt und trotzdem sahen meine Rollen an jenem Tag dann so aus:

Kein Beinbruch, aber das war dann schon irgendwie blöd, haha. Leicht geknickt bin ich dann also zwischenzeitlich irgendwann von unserem Hockey-Pärchen an die Seite genommen worden. Und die fragten dann, ob ich nicht Lust hätte, beim zweimal jährlich stattfindenden Turnier der Ligateams mitzumachen. Ich habe dankend abgelehnt, denn ohne Ausrüstung wird das ja nichts. Da hatte ich aber offensichtlich deren Motivation, mich dabei zu haben, grob unterschätzt. Nach dem Training sind wir dann noch mit dem Großteil der Leute im „Concordia“ eingekehrt. Das ist ein deutsches Restaurant, dass zu 98% auch ein beliebiges Clubhaus eines Tennisvereins in Deutschland sein könnte. Einrichtung, Platzangebot, alles exakt gleich. Nur der in Deutschland obligatorische Tennis-Italiener fehlt eben. Dafür gibt es Pommes, Weißwurscht und co. Für mich sind solche Zusammenkunften Gold wert, weil da halt sehr viel Englisch über alltägliche Situationen gesprochen wird und ich das wie ein Schwamm aufsaugen kann. Entsprechend platt bin ich dann abends aber auch.

Jedenfalls sind wir (wir, das sind Tee, ihr Freund Josh – beide Hockeyverrückte und ich) dann am Sonntag tatsächlich direkt um 9 zum Haus eines weiteren der Hockeyleute gefahren und ich bin quasi mit kompletter Hockeyausrüstung dort wieder raus. Das fand ich schon sehr beeindruckend, weil wir uns ja alle erst 2 Wochen kannten. Danach sind wir dann noch in den Hockeyshop gefahren (mein zweiter Besuch dort in 10 Tagen) und ich habe mich mit neuem Schläger und neuen Rollen ausgestattet. Zugegeben, das ist schon wirklich ein teurer Spaß hier mit meinem Hockeyprojekt, aber nützt nichts. Jetzt habe ich damit angefangen, also ziehe ich auch durch.

Im Hockeyshop habe ich dann auch nochmal schnell ein Video aufgenommen. Ich hatte gar nicht damit gerechnet, dass es hier überhaupt sowas gibt. Aber macht euch selbst einen Eindruck:

Nachdem das abgehakt war, habe ich dann den restlichen Sonntag entspannt mit NHL gucken und Blog-Schreiben ausklingen lassen.

Die neue Woche war ehrlich gesagt auch nicht viel spannender. Ich hatte jetzt ne Wohnung, habe gefühlt täglich einen Bikeshop besucht und noch irgendwas am Fahrrad gebastelt (Das Projekt mit den Bremsbelägen stellte sich ohne Werkzeug doch als umfangreicher heraus als erwartet). Und in der Folgewoche war es so, dass am Donnerstag der „Australia Day“ als Feiertag anstand. Und weil das Hockeyturnier direkt am Freitag um 8 gestartet ist, hatte ich mir den Brückentag auch noch frei genommen. Entsprechend habe ich dann die drei Tage bei der Arbeit genutzt, um langsam mal unser eigentliches Forschungsprojekt hier auf die Beine zu stellen und langweilige Arbeit wegzuschaffen. Aber das gehört eben auch dazu, wenn man zum Forschen ins Ausland geschickt wird. Dafür bin ich aber an einem der Tage abends recht spät aus dem Büro gekommen und konnte das hier aufnehmen, während ich mit dem Fahrrad losgefahren bin. Das zeigt ein bisschen, dass mein Leben hier alleine von der Umgebung her schon sehr grob von dem abweicht, was ich aus Deutschland gewöhnt bin:

Wenn ich aus dem Gebäude komme und es so aussieht, ist das schon ab und an surreal.


Aber am Donnerstag – da wurde es dann nochmal interessant. Ich war zum BBQ unserer Wohngemeinschaft eingeladen. Und für das Wochenende brauche ich vermutlich fast schon zwei Beiträge. Aber dazu später mehr 🙂

Davon ab habe ich mir übrigens noch ein neues Format überlegt. Zu den Chronologischen Beiträgen werde ich auch noch einige Beiträge „außer der Reihe“ schreiben, die Sammlungen werden sollen zum Beispiel vom Essen hier, zu Vergleichen, was der ganze Spaß hier so kostet und was hier anders läuft als in Deutschland. Aber das tippe ich alles zusammen, wenn es insgesamt etwas ruhiger wird. Bleibt also dran 😉

Mobilität in Sydney

Nachdem das Wohnungsthema nun geklärt war, konnte ich mich in meiner Freizeit einem anderen nervigen Thema widmen – Mobilität. Gehen wir doch mal die Alternativen durch:

Bahnfahren

Bahnfahren: funktioniert in Sydney zugegeben wunderbar. Die Züge sind signifikant pünktlicher als in DE und sogar zur Rush-Hour deutlich leerer. Planen kann man seinen nächsten Trip ganz entspannt per App und bezahlt wird wie erwähnt mit Kreditkarte – auch mobil vom Handy aus. Großer Vorteil für mich: alle Züge halten immer am Hauptbahnhof und ich wohne halt 200m davon entfernt. Einziges Problem: so ein Zug hält halt nicht alle 500m, sondern eher alle 5km. Für meine alltäglichen Wege also eher ungeeignet. Im Übrigen sehen die Züge hier auch ein bisschen anders aus als in DE. Die sind hier nämlich komplett in Edelstahl gehalten:

Eine weitere ganz coole Sache ist, dass man in Australien als Inlineskater als normaler Fußgänger gilt. In den Supermärkten ist es zwar extra verboten, aber normal mit der Bahn bin ich auch gerne mal so zum Drop-In unterwegs:

Das ist jedenfalls Variante 1 und gut zu nutzen, wenn man weiter raus muss.

Zu Fuß

Immer einen vor den anderen. Wer mich kennt, der weiß: wenn ich eins hasse, dann zu Fuß unterwegs zu sein. Nicht unbedingt weil es anstrengend ist, sondern weil es so quälend langsam ist. Insbesondere die Erste Woche an der Uni bin ich jeden Tag vom Hotel gelaufen und dann eben auch von der Wohnung aus. Und es ist eine Qual. Egal, ob man schnell noch etwas aus dem örtlichen Shoppingcenter braucht, zur Arbeit muss oder einfach Hunger hat. Alles dauert ewig lange, weil man halt laufen muss. Funktioniert, ist aber auf Dauer nicht das richtige Transportmittel, wenn man nur 3 Monate hier ist.

Fahrrad

Und da kommt das Fahrrad ins Spiel. In Deutschland für mich ausschließlich für Hunderunden und die Fahrt zum Inlinehockey genutzt, werden Fahrräder hier in Sydney zu einem echten Freund. Und entsprechend gestaltet sich hier auch die Vielfalt. Ganz verrückt ist, dass es hier sehr viele kleine Lastenräder gibt, die mit zwei Akkus und Motor ausgestattet sind. Hört sich erstmal nicht aufregend an. Aufregend wird es erst, wenn man schnallt, dass die Dinger alle ein Gaspedal haben. Ähnlich wie in Deutschland die Shimano-Schaltungen funktionieren, kann man hier mit den Rädern einfach mit dem Daumen beschleunigen. Treten muss man auch nicht. Entsprechend fahren 80% dieser Gefährte hier rum, ohne dass jemals jemand tritt. Besonders spannend finde ich daran, dass das halt eigentlich eine echte Alternative wäre, um den Stadtverkehr in den Griff zu bekommen. Hier ist es da ähnlich wie in der Heimat, in 2 von 3 Autos sitzt nur eine Nase – vermutlich auf dem Weg zur oder zurück von der Arbeit. Naja, lange Rede, kurzer Sinn: Marc hatte mir ja beim ersten Training gesagt, dass ich sein Ersatzrad haben könne. Und er hat sein Wort gehalten. Entsprechend war ich dann am Donnerstagabend der zweiten Woche stolzer Leih-Besitzer dieses Mountainbikes:

Bremsen quietschen wie Sau, Sattelstange zu kurz – aber sonst ein top gepflegtes Rad – for free

Man mag sich jetzt vielleicht wundern, warum ich so viel zu dieser Radstory erzähle. Aber es ist hier halt der absolute Gamechanger, wenn man ein Rad hat. Man darf es zum Beispiel auch mit in die Öffis nehmen, wodurch sich der eigene Radius extrem vergrößert. Und weil ich es ja for free ausleihen konnte, habe ich mir gedacht, spendiere ich der Kiste doch ein kleines Makeover:

  • Bremsbeläge vorne und hinten neu
  • Schutzblech
  • Lange Sattelstange
  • Vorbau-Erhöhung
  • Handyhalter
  • Luftpumpe
  • Klingel (interessiert hier niemanden, wenn man klingelt, aber was solls)
  • Kettenöl

Ehrlich gesagt gab es dann auch noch das Sattelkissen, aber das liegt eher daran, dass ich diese knallharten Mountainbikesattel einfach null gewöhnt bin mit meinem Damen-City-E-Bike in Deutschland, haha. Bei Abholung erklärte mir Marc dann auch noch, dass ich dringend einen Helm bräuchte, da das hier 400$ kostet, wenn man keinen trägt. Ihr dürft einmal raten, wer mit den Leihrädern vorher 2 Wochen fröhlich ohne Helm durch die Innenstadt gefahren ist.

Gebastelt habe ich dann in meiner Werkstatt. Die liegt in der Wohnung zwischen Küche und Schlafzimmer, direkt neben dem Büro:

Werkzeugmäßig hatte ich mir noch einen Sechskantschlüssel, Nagellackentferner und Alkoholtücher gekauft. Da habe ich meine Werkstatt zuhause doch dann schon sehr vermisst. Dazu werde ich am Ende auf jeden Fall auch noch etwas schreiben. Gibt einige Dinge, die man hier doch sehr vermisst.

Jedenfalls sieht das Rad jetzt so aus:

Lustig war dann noch, dass meine Karte für den Fahrrad-Parkplatz hier an der Uni nicht freigeschaltet werden konnte. Da hat irgendwas mit den Servern nicht hingehauen. Aber bis die mir das geglaubt haben, hat es 5 Tage gedauert und ich habe viele solcher Mails erhalten:

Er fragt hier, ob ich auch wirklich die Karte flach gegen den Leser gehalten habe. Und er erklärt, dass er keine Öffnungsversuche im System sieht. Mitkommen und es sich vor Ort anschauen, wollte er aber erst an Tag 5 und ist dann aus allen Wolken gefallen, dass es wirklich nicht geht.

Oder hier, die Mail war auch klasse. Die hat er mir geschickt, nachdem sein Kollege meine Karte an ein paar Räumen versucht hatte, um herauszufinden, ob sie überhaupt funktioniert:

Hier beschwert er sich, dass ich veruscht hätte in die Technikräume einzutreten oder das Behinderten-WC zu nutzen. Immer im freundlich fordernden Ton.

Naja, war dann aber final auch gelöst.

Was war sonst noch so los?

Ansonsten war die Woche recht ruhig. Am Mittwoch musste ich mich leider schon von meinem neu gewonnenen Freund Christopher verabschieden. Ingenieurig wie wir sind, haben wir natürlich auch kein Foto zusammen aufgenommen. Holen wir aber nach, wenn ich ihn in DE besuche. Dann kommt das Foto hier auch noch rein. Von ihm habe ich jedenfall meine schwäbischen neuen Lieblingsworte „schwätzen/Schwätzchen“ und „schaffen“ gelernt. Die werden bleiben.

Am Donnerstag hatte ich mir dann noch einen Tischtennisschläger organisiert und abends das erste Mal ein Meeting mit den Kollegen in der Heimat. Bis auf die Tatsache, dass das für mich halt abends um 8 war und bei denen morgens um 10, war es aber auch nicht großartig anders als von zuhause an einem Videocall teilzunehmen. Da ist die Welt durch Covid dann doch deutlich kleiner geworden.

Am Freitag hat mich dann noch mein Kollege Boris hier zu einem Abendessen in seine WG eingeladen. Er wohnt mit Chinesen und Japanern zusammen. Das war auf jeden Fall sehr interessant, alleine schon weil die Esskultur sich so extrem unterscheidet.

Am Ende dieser Woche war dann übrigens auch das Thema Jetlag endlich komplett gegessen. Hat mich aber vorher dann aber doch 2 Wochen recht regelmäßig ab und zu aus den Latschen gehauen.

Meine eigenen vier Wände

Montag, 11 Uhr, ich stehe mit Koffer, zwei Tüten, Eishockeyschläger und meinem Rucksack vor dem Hotel Hacienda. Für den Umzug gönne ich mir den Luxus eines Ubers. Das sind quasi Privatleute, die Taxifahrten in ihren privaten Fahrzeugen anbieten. Der Preis ist fix pro Fahrt, die Fahrer in etwa so unfreundlich wie die meisten deutschen Taxifahrer. In Deutschland kämpft Uber soweit ich weiß immer noch mit den Behörden. Das Taximonopol scheint uns Deutschen irgendwie heilig. Aber sei es drum. Wir fahren vom Stadtteil Chippendale ca. 10 Minuten in meine neue Heimat: Surry Hills. Surry Hills liegt östlich vom Hauptbahnhof und der Uni. Ich packe hier mal eine kleine Karte in den Post:

Sieht klein aus, aber von der Wohnung zur Uni sind es ca. 1,5 km. Der Bahnhof ist riesig.

Das Hotel habe ich vergessen einzuzeichnen. Das liegt unten links im Bild, dort wo das gelbe Symbol von „Henry Lee’s Redfern“ ist. War also etwas näher an der Uni.

Eine Einweisung in das Zimmer oder das Haus gab es erstmal nicht. Meine Karte knehme ich aus einem Schlüsselsafe per Code. Dann ab in den ersten Stock und rein in die Bude. Die sieht so aus:

Auf dem letzten Bild sieht man ganz gut die Aufteilung. Der Raum ist leider so eng, dass man kein besseres Foto machen kann. Man kommt also rechts rein, steht dann in der Küche. Daneben der Schreibtisch und gegenüber dann das Bett. Quasi hinter mir ist dann das Bad.

Bin dann auch direkt noch losgezottelt und habe ein bisschen Ausstattung geholt. Leider gibt es weder Kleiderhaken, Wäschesack noch sonstige Aufhängemöglichkeiten. Keinen Mülleimer und so weiter. Habe ich also erstmal geshoppt und dazu dann auch gleich noch so ein Ablageteil aus Plastik geholt:

Am meisten ging mir aber auf den Keks, dass man nichts aufhängen kann, weil alle Oberflächen minimalistisch glatt sind. Da kam mir dann die Idee, dass mein Kollege aus der Uni mir von einem 3D-Drucker-Labor erzählt hatte, das zur freien Verwendung für alle Mitarbeiter an der Uni steht. Am nächsten Tag stand ich dann also im Drucker-Himmel und habe mir Haken gedruckt:

Habe leider kein Foto, wie die Haken über den Türen hängen, aber ich denke man kann es sich vorstellen. Damit war meine Bude dann eingerichtet. Und ich war erstmal fertig. Die letzten 10 Tage waren an Input und Dingen, die ich erledigen musste, schon sehr intensiv. Entsprechend konnte ich es jetzt etwas ruhiger angehen lassen und mich gemütlich dem nächsten Projekt widmen: wie komme ich am besten um den 20-Minuten-Fußmarsch zur Uni herum? Dazu mehr im nächsten Beitrag.

Wohnungssuche und die restliche erste Woche

Nach dem Cityskate hat mein Leben in Australien zumindest ein bisschen an Geschwindigkeit nachgelassen. Das hätte ich so auch nicht ewig durchgehalten. In diesem Beitrag möchte ich zusammenfassen, was sonst noch so die Woche über passiert ist, was vielleicht keinen eigenen Beitrag wert ist, aber trotzdem konserviert gehört.

Am Mittwoch zum Beispiel beschlich mich dann auch aufgrund der zahlreichen Absagen für Wohnungen langsam das Gefühl, dass ich meine finanzielle Situation hier vielleicht doch etwas präziser planen sollte als „wird schon passen“. Gesagt, getan. Habe also die übliche Exceltapete erstellt und festgestellt, dass selbst wenn ich all mein Erspartes verballern würde, das Geld für das weitere Hotelleben nicht reichen würde. Ich weiß gar nicht, ob ich es zuvor erwähnt hatte, aber mein Kollege an der Uni, der auch nur 3 Monate geblieben ist, hat einfach komplett im Hotel gewohnt. Und das nicht aus einer Dekadenz heraus, sondern weil es einfach unfassbar schwer ist, hier einen Platz zum Wohnen zu finden, weil alles nur ab 6 Monate++ vermietet wird. Ich habe dann im Verlaufe der Recherche erfahren, dass man die Wohnungen auch früher verlassen kann, die Vertragsstrafen dann aber so hoch sind, dass ich auch gleich im Hotel bleiben könnte. Eine Option zum Durchrechnen war also die Hotellösung, die ich auch tatsächlich an der Rezeption angefragt und mit dem Hotelmanager durchgesprochen hatte. Am Ende des Tages war der Rabatt, den sie dort geben wollten allerdings bei weitem nicht ausreichend, um diesen Plan weiter zu verfolgen. Ich erinnere noch, dass ich diesen Screenshot hier am 09.12.22 – also einen Monat vor Abreise – über Airbnb gemacht habe und dachte: „Das ist Airbnb – die lokalen Wohnungen kosten sicherlich maximal die Hälfte“. Gesucht hatte ich hier für die vollen 3 Monate. Dass das Angebot mit den 1200€/2500€ Scam ist, brauche ich glaube ich nicht weiter erläutern.

Denkste. Die Mieten werden hier wöchentlich bezahlt und ich musste relativ schnell feststellen, dass mein Ansatz mit 400$ (260€) die Woche mich nicht weit bringen würden. Ab ca. 500$ findet man Wohnraum, der von der Lage her passt und ab ca. 600$ dann Angebote, die auch kurzfristig verfügbar sind. Damit landet man dann bei 4,3 Wochen im Monat bei 1600€ im Monat. Für Wohnungen von 9m². Stundentenwohnheim fällt übrigens auch aus – vermieten auch nur 6 Monate++ und haben mitunter die schlimmsten Vertragsstrafen für frühzeitige Kündigung. Die wissen vermutlich aber auch warum.
Naja, habe dann also weiter das Netz durchstöbert und eine Unterkunft am Broadway gefunden. Habe mir auch dort wieder eine Absage abgeholt, aber der Hausverwalter hatte noch ein weiteres Objekt, in dem jemand kurzfristig ausgezogen ist und noch 3 weitere Monate verfügbar waren. Lange Rede, kurzer Sinn: am Mittwoch habe ich meine Bewerbung ohne Besichtigung oder irgendwas eingereicht – am Donnerstag kam dann die erlösende Mail:

Yeah! Ich habe ne Bude! Das war glaube ich in der ganzen Zeit hier mit Abstand der größte Glücksmoment. Lässt halt viel Druck abfallen. Und ich musste auch im Hotel nur eine einzige Nacht nachbuchen, sodass mein Investment da auch keinen Taler verschwendet hat.
Die Mail habe ich übrigens bekommen, als ich morgens gerade unterwegs war, um mir vor der Arbeit beim „örtlichen“ Hockeystore einen Schläger zu kaufen. Örtlich ist allerdings relativ. Waren 30min Bahn, 15min Bus und nochmal 45min Fußmarsch, bis ich endlich da war. Dafür bin ich dann aber erfolgreich mit Schläger wieder raus.
Bin dann in die Uni, konnte zum Glück alles was mit der Wohnungssuche zu tun hatte abhaken, löschen und mich wieder meiner Finanzplanung widmen. Auch da kam dann recht schnell die Erleichterung, dass jetzt mit der Wohnung alles gut passen würde und ich zwar komplett pleite wieder nach DE zurückkehren werde, aber immerhin nicht mit Schulden. Als ich die Kaution überweisen wollte ist mir dann im Übrigen noch aufgefallen, dass man in Australien das IBAN-System nicht nutzt. Man kann zwar Geld überweisen, aber meine Bank nimmt zum Beispiel 40€ pro 1000€ Überweisung. Und man braucht ganz oldschool Kontonummern. Konnte das Problem allerdings dann deutlich günstiger über „Wise“ lösen. Abgerundet wurde der Tag dann am Ende durch den Cityskate, von dem ich ja schon berichtete.

Was war noch so los? Am Freitag habe ich vergebens versucht, ein australisches Bankkonto zu eröffnen. Muss man zwingend machen, weil man sonst die Kaution nicht zurückbekommt. Aber die Filialen sind hier so gnadenlos überlaufen, dass man quasi morgens einen Termin für nachmittags holen muss. Sehr nervig.

Am Samstag war ich mittags beim Hockey. 30 Grad, pralle Sonne. Ich natürlich ohne Cappy. Da habe ich mir dann Sonnenbrand Nr. 2 abgeholt. Abends bin ich dann noch alleine ins Kino und habe mir Avatar angeschaut. Das war aber ehrlich gesagt so semi gut. Glaube ganz so hardcore bin ich dann doch nicht drauf, dass ich es genieße ganz alleine in ein Kino zu gehen. Hier stellt sich übrigens die Frage: wie bewegt man sich eigentlich hier in der Innenstadt am besten? Die Antwort: zu Fuß. Ich weiß nicht wie viele km ich hier schon gerannt bin, aber es sind einige. Die Alternativ sind diese Dinger hier:

Leih-E-Bikes. Die sind an sich wirklich cool, außer dass es 6 verschiedene Anbieter gibt und man permanent zwischen den Apps hin- und herschalten muss, um ein freies zu finden. Dann sind die Dinger in der Regel kaputt oder, in 20% der Fälle, einfach verschwunden. Da ist dann weit und breit kein Fahrrad in Sicht. Und teuer ist es auch. Meisten nehmen 0,4 € pro Minute, allerdings steht man halt auch mit dem Fahrrad ewig an den Ampeln. Für so die üblichen 2km-Fahrten sind dann schnell mal 5€ auf dem Tacho. Öffis sind in der Innenstadt im Prinzip nutzlos, weil die meisten davon vom Hauptbahnhof aus abfahren, aber erst nach einem Kilometer den ersten Halt haben. Liegt das Ziel in der Mitte, hat man nichts gewonnen. Also laufen, laufen, laufen.

Das leitet mich uns dann auch direkt zu meiner Sonntagsaktivität über. Mit Christopher und seiner Freundin Sophie hatte ich mich für einen „Walk“ verabredet. Im Prinzip nichts anderes als eine Wanderung in Deutschland. Wir sind also mit Bus und Bahn über die Brücke in die Nordstadt und dort nördlich des Manly-Beaches gestartet und sind ca. 6km gewandert. Hört sich wenig an, geht aber halt sehr viel hoch und runter. Ich war jedenfalls komplett schrott danach. Aber es gab dort wirklich schöne Ecken auf dem Weg und entsprechend haben wir die Tour auch mit einer kleinen Badesession abgeschlossen. Mit den fotografischen Eindrücken des Walks schließt dann nicht nur das Wochenende, sondern auch dieser Beitrag ab:

Wie ihr seht: man kann es hier schon wirklich gut aushalten. Und wer ein Boot hat, der hat sowieso komplett den Jackpot geknackt.

Nun musste es aber schnell in die Falle gehen, denn am Montag stand mein Umzug in die neue Wohnung an. Aber dazu im nächsten Beitrag mehr.

Cityskate

Nachdem ich nun insbesondere Marc und Nina kennengelernt und wir Nummern ausgetauscht hatten, war ich auch schon promt zum Cityskate eingeladen. Was ist das? Habe ich mich auch gefragt. Wer auf die Karte schauen will: die Veranstaltung läuft so ab, dass man sich mit 30-70 Leuten am Conventioncenter trifft und dann entlang der Küste östlich bis zum Opera House skatet. Dabei geht es durch Einkaufsstraßen, Bahnhöfe und über normale Straßen. Die Eindrücke dabei kann man schwer in Worte fassen. Ich lasse mal ein paar Bilder und Videos sprechen:

Hockey in Australien

Vorab: Sorry, ich hänge derzeit ca. 2 Wochen hinterher. Werde zusehen, dass ich das schnell aufhole.

Den ersten Tag bei der Arbeit hatte ich jedenfalls hinter mich gebracht. Ich war recht lange im Büro und bin entsprechend erst ca. 22 Uhr zurück im Hotel gewesen. Kurzes Telefonat mit der Heimat und ab in die Falle. Am Dienstag habe ich dann neben diversen Kennenlern-Gesprächen vor allem ein Thema beackert – die Wohnungssuche in Sydney. Und wahrscheinlich muss ich dazu sogar eigentlich noch einen extra Eintrag machen. Kurz: es ist unfassbar schwer, hier eine Wohnung/Zimmer für nur 3 Monate zu finden. Aber wir wollen weiter chronologisch vorgehen.

Zum zweiten Tag gibt es eigentlich gar nicht so viel zu erzählen. Das hier war noch ganz witzig. Die Aussies achten wirklich sehr darauf, dass niemand, aber auch wirklich niemand, auf die Idee kommt, den Rasen auf dem Campus zu betreten:

Auf dem Rasen steht wirklich alle 3 Meter ein Schild, dass man ihn nicht betreten darf. Das ist dann schon sehr britisch gewesen.

Nachdem ich also den Tag an der UTS verbracht hatte und mir alles an Wohnungen angeschaut hatte, was die unterschiedlichen Plattformen so hergeben, hatte ich entschieden, nochmal zu schauen, wie es eigentlich so um das Hockeyangebot in der Stadt steht. Was einem da sofort ins Auge fällt, ist diese Truppe hier:
Street Roller Hockey League Sydney

Und wie es der Zufall so wollte, hatten die natürlich ihr nächstes Training genau an dem Dienstag, an dem ich gerade geschaut hatte. Also so ca. 3h später. Ich hatte dann noch versucht jemanden von denen über Facebook zu erreichen, bekam aber erstmal keine Antwort. Bin dann völlig verjetlagt zurück ins Hotel, habe mich aufs Bett gelegt und überlegt, ob ich einfach einschlafen soll. Aber weil ich die Zeit hier nutzen will und weil der Zufall es nunmal so wollte, dass ich dieses Training sehe, habe ich mir meine Skates geschnappt, mich in die Bahn geschwungen und bin zum Hockey Drop-In gefahren. Die letzten 2 km zur Spielfläche sind a) lang und b) bescheiden betoniert. Das war eigentlich schon das erste Abenteuer dort. Bin aber dann doch heil angekommen, habe die Leute auf einem Basketballplatz spielen sehen und bin einfach hingerollt. Ich war sicherlich noch 30m entfernt, als mir der einzige Auswechselspieler entgegenbrüllte: „Mate, where’s your stick?!“ („Kollege, wo ist dein Schläger?!“). Habe ihm dann meine Situation erklärt und ca. 20 Sekunden später hatte ich seinen Schläger in der Hand und habe Hockey gespielt. In Sydney, bei 25° C und einer leichten Brise. Dazu Musik. Da war ich dann schon etwas im Hockeyhimmel. Am Ende stellte sich dann heraus, dass dort auch eine Deutsche dabei war und der Rest wirklich quer aus der Welt zusammengewürfelt ist. Aber eben alles Leutchen, die schon lange in Sydney leben. Hier ein paar Eindrücke:

Das war auf jeden Fall eine der besten Erfahrungen bisher. Marc, der australische Mann der Deutschen – Nina – hat mich dann auch direkt nach dem Training noch bis zurück ins Hotel gefahren. Ich habe erst viel später herausgefunden, dass die beiden eigentlich in exakt der anderen Richtung wohnen. Hat er mir aber elegant verkauft, sonst hätte ich das Angebot niemals angenommen. Und damit ihr die Gastfreundschaft hier einordnen könnt: Marc hat mir am Tag unserer ersten Begegnung, ca. 2h nachdem wir uns kennengelernt hatten, einfach direkt sein Mountainbike angeboten, damit ich in Sydney ein Fahrrad habe.

Tja, das war mein erstes Hockeytraining in Australien. Ich habe unfassbar freundliche und offene Leute getroffen und war mir sehr schnell sicher, dass ich mit denen noch viel Spaß haben würde.

Hier ist noch das Logo der Truppe. Fand ich auch sehr witzig:

Der erste Arbeitstag

Holy Moly, so aufgeregt war ich schon lange nicht mehr. Ne, Spaß. Genau genommen war ich seit 3 Tagen nicht mehr so aufgeregt. Mit der Managerin des Instituts habe ich mich für ein Onboarding „vormittags“ verabredet. Also bin ich um 8:30 im Hotel aus der Tür gefallen, habe auf dem Weg zur Uni noch kurz Rast am Hundespielplatz gemacht, mich zusammen mit Franzi am Telefon emotional vorbereitet und bin dann in den 9. Stock des Gebäude 11 der UTS gefahren. Das ist auf dem Foto des letzten Beitrags ganz links. Der Kasten, der nachts grün leuchtet. Vor Ort habe ich erstmal festgestellt, dass ich nichts feststelle. Da waren eine Menge verglaster, leerer Büros. Und auch meine Managerin „Robyn“ war nirgends zu finden. Zum Glück hatte sie mir aber in weiser Voraussicht ihre Handynummer gegeben, so dass wir uns dann doch noch gefunden haben. Dann gab es eine sehr kurze Führung durch das Stockwerk und direkt in ein anderes Gebäude zum Security-Check-In. Mit einer einer Zugangskarte ausgestattet war ich dann gegen Mittag wieder im Institut. Da füllte sich zumindest das Großraumbüro langsam. Während ich auf Robyn wartete, habe ich mich den Anwesenden einfach einem nach dem anderen vorgestellt. Unter anderem auch einem Typen, der auf dem Gang saß und sich gemütlich Donuts einverleibte. Mit vollem Mund erklärte er mir auf Englisch, dass er „Bury“ hieße und auch zu Forschungszwecken da sei. Ich habe mir dann mit meinem Wackelenglisch einen abgebrochen, ihm zu erklären wer ich bin und dass ich an meinem Englisch noch arbeiten müsse und bin weiter. Im Großraumbüro habe ich dann Christopher kennengelernt. Kurzer Hint: der Typ ist einer der witzigsten Menschen, die ich überhaupt in meinem Leben kennenlernen durfte. Leider aber zwischenzeitlich schon wieder abgereist. Sei es drum. Ihn hatte ich jedenfalls gebeten, mir eine ausführlichere Führung zu geben und mich dann auch in dem Zuge den ganzen Nasen einmal vorzustellen. Wir sind dann also wieder zurück über den Flur und da saß immer noch Bury. Zu dem verlor Christopher dann nur den Kommentar „ach, hier, das ist Boris, der andere Deutsche.“ Leicht verdattert brachte ich dann nur raus „sag das doch, ey“ – und er antwortete recht lässig, dass ich doch Englisch lernen wolle und er nur helfen wollte. Zu meiner Verteidigung muss ich allerdings hier sagen, dass Boris aka. Bury schon die halbe Welt bereist hat und komplett akzentfrei Englisch spricht. Nachdem ich dann auch die anderen Nasen vor Ort kennengelernt hatte, gab es eine kleine Einführung in die Arbeitsplätze im Großraumbüro und dann wurde ich in die Stillarbeit entlassen. Das sieht dort so aus:

Habe dann meinen Laptop aufgeklappt und ein bisschen ein warmes, heimatliches Gefühl gehabt. Die letzten Tage waren eigentlich permanent neuer Input und jetzt den Laptop aufzuklappen und in den gewohnten „Arbeitsmodus“ zu wechseln, war irgendwie gut in dem Moment. Boris hat mich dann noch in das örtliche Einkaufszentrum zum Mittagessen geschleppt und der Tag endete für mich mit Tischtennis mit den neuen Kollegen:

Wie man sieht, ist hier die kurze Hose als Businessoutfit glücklicherweise völlig normal.

Tja, das war mein erster Tag bei der Arbeit. Die Zeit zwischen Mittagessen und Tischtennis hatte ich damit verbracht, die Wohnungssuche strukturiert zu starten und festzustellen, dass das auf jeden Fall ein größerer Akt wird als ich eingeplant hatte. Aber dazu später mehr.

PS: mir fällt gerade noch ein – am Montag habe ich auch mein erstes Slangwort gelernt. Hier gibt es eine Supermarktkette „Woolworths“. Der Aussie sagt aber nur lässig „Woolies“. Von nun an ging ich also nach Feierabend zu Woolies.

Erstes Wochenende in Australien

Samstag

Zuallererst hat sich direkt mal der Jetlag gemeldet. 4:00 Uhr Ortszeit in Sydney, ich liege wach. Bisschen mit der Heimat gechattet, draußen war noch alles dunkel. Also dachte ich, lege ich mich nochmal kurz hin, was soll schon passieren. Bin dann 14:30 Uhr wieder aufgewacht. Da war der Samstag dann also schon fast gelaufen. Also habe ich mir gedacht, verbinde ich einfach das Nützliche mit dem Praktischen und erkunde mal zu Fuß meinen Weg zur Arbeit. Nach ca. 15min Fußmarsch stand ich dann gegenüber der Uni und mir offenbarte sich folgendes Bild:

Blick auf den UTS-Campus.

Was ihr hier jetzt seht, sind quasi die Hauptgebäude der Uni entlang des Broadways. Ich sitze in dem Gebäude ganz links, das so aussieht als hätte es Kiemen. Im Glaskasten vorne an ist die Mensa, oder Foodcourt wie es hier heißt. Das ist quasi eine kleine Einkaufsmeile mit allerhand Take-Away-Restaurants. Rechts das Ding im 70er-Jahre-Look ist der „Tower“ und das erste Gebäude der Uni an diesem Standort. Ganz rechts das Schachbrettgebäude gehört auch noch zum Campus. Dort sind Labore angesiedelt. Und etwa in der gleichen Breite zieht sich der Campus dann auch in die Tiefe. Ist also unfassbar riesig. Da habe ich mich dann erstmal hingesetzt und die restlichen Anrufe in die Heimat gemacht. Weil es dann aber noch nicht so spät war, bin ich weiter in Richtung Norden nach Darling Harbour gegangen. Das ist sowas wie die Hafencity. Viele Restaurants, viel Fläche und eine Menge Yachten. Die liegen hier allerdings fast überall an der Küste. Mein Tag endete dann damit, dass ich von einem riesigen Aquarium gelesen hatte. Dort waren auch viele Schilder. Entsprechend hatte ich dann bei Google geguckt und „The Star“ identifiziert – Google gab auch an, dass sich zurzeit sehr viele Leute dort aufhalten würden. Ich also rein. Am Eingang haben zwei Securities die Eintrittskarten gecheckt. Ich habe allerdings kein Verkaufsfenster gesehen. Also bin ich hin und habe nachgefragt. Daraufhin erklärte er mir, dass sie die Ausweise kontrollieren würden. Das habe ich dann gar nicht mehr verstanden. War mir aber auch egal, Hauptsache ich komme rein. Bin dann zur Schlange und habe als ich dran war meinen Reisepass vorgezeigt. Da grinst der Security mich an und meint „nah mate, I can see you’re old enough“. Da muss mir dann alles so derart aus dem Gesicht gefallen sein, dass er dann meinte „you know this is a casino, don’t you?“. Ich bejahte, dass ich natürlich wisse, dass es sich um ein Casino handelte und bin fix auf die Rolltreppe. So sah das Aquarium dann von innen aus:

Sydneys größtes Aquarium stellte sich als Sydneys größtes Casino heraus.

Und wo ich schonmal da war, habe ich brav meine 10$ verzockt, alles angeguckt und bin wieder los. Es scheint in Sydney davon ab für Paare eine völlig normale Beschäftigung zu sein, samstags abends eine Runde ins Casino zu gehen, bevor man ins Kino geht oder essen. Man sieht es auf dem Foto nicht, aber das Ding war so groß wie ein ganzes Einkaufszentrum. Auf dem Weg nach Hause habe ich dann versucht mit der Straßenbahn zu fahren, was aber nicht klappte, weil man eine spezielle Karte braucht und keine Einzeltickets mehr verkauft werden. Da fiel mir dann auf, dass ich doch schon recht weit gelaufen war. Bin dann wieder zurück, direkt wieder in die Falle und muss so um 0 Uhr eingepennt sein. Auf dem Weg nach Hause bin ich nochmal am Unigebäude vorbegekommen. Das sieht bei Dunkelheit dann so aus:

Ziemlich fancy, oder?

Erster Tag in Sydney auf jeden Fall überstanden. Gegessen hatte ich übrigens bei Subway – da weiß man, was man bekommt.

Sonntag

Sonntag bin ich deutlich früher aus den Federn gekommen. Zwischenzeitlich hatte ich dann auch festgestellt, dass die Aussies digitalisierungsmäßig deutlich weiter sind als wir Deutschen. Man kann an den Bahnhöfen und allen anderen Öffis nicht nur mit der speziellen Opal-Card bezahlen, sondern auch einfach jede beliebige Kreditkarte nehmen. Sogar das Rabattsystem wird auf die Kreditkarte genauso angewandt wie auf die Opal-Card. Entsprechend bin ich dann nach Redfern zum nächsten Bahnhof (ca. 10min Laufen) und von dort aus mit dem Zug zum Circular Quay (ausgesprochen Zirkular Ki). Ich nenne übrigens die ganzen Stationen, falls jemand (aka. Mutti) gerne nebenbei auf der Karte gucken möchte, wo ich so war. Dort angekommen hat sich mir ein anderes Sydney offenbart. Vom Quay aus läuft man nämlich so ca. 15min zum Opera House – dem Touri-Hotspot schlechthin. Entsperchend sah es dort so aus:

Ich habe mich dann einfach stumpf mit zum Opera House schleifen lassen, auf dem Weg nochmal schnell bei Subway angehalten (da war lustigerweise gar nichts los) und dann war ich da. Was ich da dann gesehen habe, kann man eigentlich nicht so richtig beschreiben, daher lasse ich einfach die Bilder sprechen:

Da war ich dann erstmal baff und habe einfach den Moment genossen. Ich stehe am anderen Ende der Welt vor diesem Opernhaus und werde diese Gegend die nächsten 3 Monate meine Heimat nennen dürfen. Das war ein crazy Gefühl. Da habe ich dann erstmal Rast gemacht, bin rein ins Opernhaus und habe den ersten Blogbeitrag geschrieben:

Auf der Todo steht seitdem, dass ich mir auf jeden Fall ein günstiges Konzert anhören werde. Anders kommt man nämlich nur per Tour in den Saal, allerdings kostet das genauso viel wie ein günstiges Konzert.

Nun kam ich also gegen 14 Uhr aus dem Opernhaus gewackelt und dachte mir: ist noch ganz schön viel Zeit, vielleicht sollte ich noch etwas machen. Also bin ich los und per Bus zum Bondi Beach. Das ist DER Strand hier in Australien. Für Surfer, Touris, Locals und auch sonst jeden, der mal hier ist. Muss man halt gesehen haben. Entsprechend voll und durchmischt sind auch die Busse dort hin. Man braucht vom Stadtkern und Opernhaus gleichermaßen ca. 45min, bis man dort am Strand steht. Da offenbart sich einem dann folgendes Bild:

Badehose hatte ich leider vergessen und den Laptop im Rucksack. Entsprechend konnte ich nur bis zu den Knien ins Wasser. War aber trotzdem überwältigend, was die da so nah am Stadtkern einfach an Natur haben. Jedenfalls ist es kurz nach dem letzten Bild dann auch passiert. Ich dachte ich lege mich mal kurz auf meine Jacke und genieße die Sonne. Da hat sich der Kollege Jetlag gemeldet und ich bin direkt eingepennt – bei 30 Grad, in der prallen Sonne. Als ich dann wieder aufgewacht bin, stellte ich panisch fest, dass es zum Glück nur 20 Minuten Nickerchen waren. Das Gesicht hatte aber trotzdem schon gespannt. Das Ergebnis dieser 20 Minuten poste ich hier nicht, aber den meisten von euch ist es vermutlich bekannt. Ich bin dann nach Hause, habe auf dem Weg noch den örtlichen Supermarkt ausgecheckt und bin dann ziemlich aufgeregt eingeschlafen, weil am nächsten Tag der erste Arbeitstag in Sydney anstand.

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