Nach dem Cityskate hat mein Leben in Australien zumindest ein bisschen an Geschwindigkeit nachgelassen. Das hätte ich so auch nicht ewig durchgehalten. In diesem Beitrag möchte ich zusammenfassen, was sonst noch so die Woche über passiert ist, was vielleicht keinen eigenen Beitrag wert ist, aber trotzdem konserviert gehört.

Am Mittwoch zum Beispiel beschlich mich dann auch aufgrund der zahlreichen Absagen für Wohnungen langsam das Gefühl, dass ich meine finanzielle Situation hier vielleicht doch etwas präziser planen sollte als “wird schon passen”. Gesagt, getan. Habe also die übliche Exceltapete erstellt und festgestellt, dass selbst wenn ich all mein Erspartes verballern würde, das Geld für das weitere Hotelleben nicht reichen würde. Ich weiß gar nicht, ob ich es zuvor erwähnt hatte, aber mein Kollege an der Uni, der auch nur 3 Monate geblieben ist, hat einfach komplett im Hotel gewohnt. Und das nicht aus einer Dekadenz heraus, sondern weil es einfach unfassbar schwer ist, hier einen Platz zum Wohnen zu finden, weil alles nur ab 6 Monate++ vermietet wird. Ich habe dann im Verlaufe der Recherche erfahren, dass man die Wohnungen auch früher verlassen kann, die Vertragsstrafen dann aber so hoch sind, dass ich auch gleich im Hotel bleiben könnte. Eine Option zum Durchrechnen war also die Hotellösung, die ich auch tatsächlich an der Rezeption angefragt und mit dem Hotelmanager durchgesprochen hatte. Am Ende des Tages war der Rabatt, den sie dort geben wollten allerdings bei weitem nicht ausreichend, um diesen Plan weiter zu verfolgen. Ich erinnere noch, dass ich diesen Screenshot hier am 09.12.22 – also einen Monat vor Abreise – über Airbnb gemacht habe und dachte: “Das ist Airbnb – die lokalen Wohnungen kosten sicherlich maximal die Hälfte”. Gesucht hatte ich hier für die vollen 3 Monate. Dass das Angebot mit den 1200€/2500€ Scam ist, brauche ich glaube ich nicht weiter erläutern.

Denkste. Die Mieten werden hier wöchentlich bezahlt und ich musste relativ schnell feststellen, dass mein Ansatz mit 400$ (260€) die Woche mich nicht weit bringen würden. Ab ca. 500$ findet man Wohnraum, der von der Lage her passt und ab ca. 600$ dann Angebote, die auch kurzfristig verfügbar sind. Damit landet man dann bei 4,3 Wochen im Monat bei 1600€ im Monat. Für Wohnungen von 9m². Stundentenwohnheim fällt übrigens auch aus – vermieten auch nur 6 Monate++ und haben mitunter die schlimmsten Vertragsstrafen für frühzeitige Kündigung. Die wissen vermutlich aber auch warum.
Naja, habe dann also weiter das Netz durchstöbert und eine Unterkunft am Broadway gefunden. Habe mir auch dort wieder eine Absage abgeholt, aber der Hausverwalter hatte noch ein weiteres Objekt, in dem jemand kurzfristig ausgezogen ist und noch 3 weitere Monate verfügbar waren. Lange Rede, kurzer Sinn: am Mittwoch habe ich meine Bewerbung ohne Besichtigung oder irgendwas eingereicht – am Donnerstag kam dann die erlösende Mail:

Yeah! Ich habe ne Bude! Das war glaube ich in der ganzen Zeit hier mit Abstand der größte Glücksmoment. Lässt halt viel Druck abfallen. Und ich musste auch im Hotel nur eine einzige Nacht nachbuchen, sodass mein Investment da auch keinen Taler verschwendet hat.
Die Mail habe ich übrigens bekommen, als ich morgens gerade unterwegs war, um mir vor der Arbeit beim “örtlichen” Hockeystore einen Schläger zu kaufen. Örtlich ist allerdings relativ. Waren 30min Bahn, 15min Bus und nochmal 45min Fußmarsch, bis ich endlich da war. Dafür bin ich dann aber erfolgreich mit Schläger wieder raus.
Bin dann in die Uni, konnte zum Glück alles was mit der Wohnungssuche zu tun hatte abhaken, löschen und mich wieder meiner Finanzplanung widmen. Auch da kam dann recht schnell die Erleichterung, dass jetzt mit der Wohnung alles gut passen würde und ich zwar komplett pleite wieder nach DE zurückkehren werde, aber immerhin nicht mit Schulden. Als ich die Kaution überweisen wollte ist mir dann im Übrigen noch aufgefallen, dass man in Australien das IBAN-System nicht nutzt. Man kann zwar Geld überweisen, aber meine Bank nimmt zum Beispiel 40€ pro 1000€ Überweisung. Und man braucht ganz oldschool Kontonummern. Konnte das Problem allerdings dann deutlich günstiger über “Wise” lösen. Abgerundet wurde der Tag dann am Ende durch den Cityskate, von dem ich ja schon berichtete.

Was war noch so los? Am Freitag habe ich vergebens versucht, ein australisches Bankkonto zu eröffnen. Muss man zwingend machen, weil man sonst die Kaution nicht zurückbekommt. Aber die Filialen sind hier so gnadenlos überlaufen, dass man quasi morgens einen Termin für nachmittags holen muss. Sehr nervig.

Am Samstag war ich mittags beim Hockey. 30 Grad, pralle Sonne. Ich natürlich ohne Cappy. Da habe ich mir dann Sonnenbrand Nr. 2 abgeholt. Abends bin ich dann noch alleine ins Kino und habe mir Avatar angeschaut. Das war aber ehrlich gesagt so semi gut. Glaube ganz so hardcore bin ich dann doch nicht drauf, dass ich es genieße ganz alleine in ein Kino zu gehen. Hier stellt sich übrigens die Frage: wie bewegt man sich eigentlich hier in der Innenstadt am besten? Die Antwort: zu Fuß. Ich weiß nicht wie viele km ich hier schon gerannt bin, aber es sind einige. Die Alternativ sind diese Dinger hier:

Leih-E-Bikes. Die sind an sich wirklich cool, außer dass es 6 verschiedene Anbieter gibt und man permanent zwischen den Apps hin- und herschalten muss, um ein freies zu finden. Dann sind die Dinger in der Regel kaputt oder, in 20% der Fälle, einfach verschwunden. Da ist dann weit und breit kein Fahrrad in Sicht. Und teuer ist es auch. Meisten nehmen 0,4 € pro Minute, allerdings steht man halt auch mit dem Fahrrad ewig an den Ampeln. Für so die üblichen 2km-Fahrten sind dann schnell mal 5€ auf dem Tacho. Öffis sind in der Innenstadt im Prinzip nutzlos, weil die meisten davon vom Hauptbahnhof aus abfahren, aber erst nach einem Kilometer den ersten Halt haben. Liegt das Ziel in der Mitte, hat man nichts gewonnen. Also laufen, laufen, laufen.

Das leitet mich uns dann auch direkt zu meiner Sonntagsaktivität über. Mit Christopher und seiner Freundin Sophie hatte ich mich für einen “Walk” verabredet. Im Prinzip nichts anderes als eine Wanderung in Deutschland. Wir sind also mit Bus und Bahn über die Brücke in die Nordstadt und dort nördlich des Manly-Beaches gestartet und sind ca. 6km gewandert. Hört sich wenig an, geht aber halt sehr viel hoch und runter. Ich war jedenfalls komplett schrott danach. Aber es gab dort wirklich schöne Ecken auf dem Weg und entsprechend haben wir die Tour auch mit einer kleinen Badesession abgeschlossen. Mit den fotografischen Eindrücken des Walks schließt dann nicht nur das Wochenende, sondern auch dieser Beitrag ab:

Wie ihr seht: man kann es hier schon wirklich gut aushalten. Und wer ein Boot hat, der hat sowieso komplett den Jackpot geknackt.

Nun musste es aber schnell in die Falle gehen, denn am Montag stand mein Umzug in die neue Wohnung an. Aber dazu im nächsten Beitrag mehr.