Freitag

Freitag, 6:00 Uhr. Der Wecker klingelt. Ich stelle fest, dass der Aussieday mich doch mehr Schlaf gekostet hat, als ich dachte. Aber zum Glück bin ich so aufgeregt wegen des Turniers, dass das Aufstehen halbwegs leicht fällt. Treffen mit Nima ist mit der Bahn ca. 30 Minuten entfernt, 7 Uhr ist vereinbart. Also ab in die Bahn und dann mit Nima zur Halle. Die Fahrt dauert eine Stunde und trotzdem sind wir noch im Stadtgebiet. Das ist generell so eine Sydney-Sache. Es gibt hier wenig hohe Häuser, aber dafür ist die Fläche der Stadt einfach unfassbar riesig. Für mich sind diese Autofahrten aber natürlich top, weil wir uns gezwungenermaßen jedes Mal eine Stunde lang auf Englisch unterhalten. Und weil das Turnier über 3 Tage geht, sitzen wir schonmal 6h zusammen im Auto. Generell freue ich mich auf das Turnier, weil mich dort nicht nur ein ganzes Wochenende mein Lieblingssport erwartet, sondern quasi auch ein Wochenend-Crashkurs in Hockey-Englisch.

Vor dem ersten Spiel habe ich noch fix einen Gruß nach Deutschlang geschickt:

Grüßen tun hier chronologisch Brayden, Cam, Tee, Josh und Darren. Die letzte Nase ist Nima, mein Auto-Buddy für das Wochenende.

Zur Umgebung: wir haben knapp 30 Grad und spielen in einer abgeschlossenen Halle. Ist also schon knackig. Wir starten also in das erste Spiel und es dauert genau 2 Minuten, bis Cam mit beiden Händen vor dem Mund von der Fläche kommt und direkt in die Toilette neben der Spielerbank verschwindet. Da habe ich mich richtig heimisch gefühlt. Es war Game-Time. Generell ist das öfter mal passiert, einfach weil es so heiß ist und die Fläche recht groß. An dieser Stelle muss man dann einfach erwähnen, dass Josh, Brite, eine unfassbare Fähigkeit hat. Ich kenne niemanden, der seinen Brechreiz so gut unter Kontrolle hat. Josh kommt einfach nach jedem zweiten Wechsel würgend von der Fläche, macht komische Bewegungen und 5 Sekunden später ist alles wieder gut. Körperbeherrschung in Perfektion.

Die ersten beiden Spiel gewinnen wir recht souverän. Im dritten Spiel hatten wir dann einen harten Gegner mit guten Leuten. Da kam es dann leider auch, dass ich ein wenig zu sehr im Hockey-Modus war und dann meinen Torschuss im vollen Lauf noch abgeschlossen habe, leider danach beim Bremsen aber Inline- mit Eishockey verwechselt habe und entsprechend mit beiden Füßen quergestellt in die Bande gekracht bin. Körperlich war alles okay, aber beim Aufstehen musste ich feststellen, dass mein Inliner die Nummer nicht so gut überstanden hatte:

Das Chassis war hinüber.

Das war es dann erstmal für mich. Für das letze Spiel hatte ich mir noch einen Skate leihen können, allerdings war der mit Marsblade-Chassis ausgestattet. Diese Chassis können wippen und sollen sich eher wie Schlittschuhe verhalten. An sich cool, aber wenn man einen wippenden und einen steifen Inliner an den Füßen hat, geht leider erstmal gar nichts. Entsprechend gefrustet hatte ich dann dem Team vorgeschlagen, dass es das für mich für das Wochenende dann einfach gewesen ist. Da war die Stimmung auf dem Tiefpunkt, das kann ich euch sagen. Habe mich dann aber breitschlagen lassen, doch auch am nächsten Tag zu spielen, dann mit den Ersatzskates von Josh. Aber erstmal sind wir nach Hause. War glaube ich so um 23 Uhr zuhause und komplett platt.

Samstag

Samstag war es dann erstmal das gleiche Spiel: 7 Uhr Treffen, eine Stunde Auto. An der Halle angekommen, habe ich dann aber festgestellt, dass der Ersatz-Skate von Josh mir eigentlich ganz gut passt. Was für eine Erleichterung. Entsprechend war ich von nun an einfach mit zwei unterschiedlichen Skates unterwegs:

Und ich bin nicht sicher warum, aber ich glaube die Tatsache, dass ich jetzt doch noch spielen konnte, hat mir einen richtigen Schub gegeben. Das hat sich im ersten Spiel dann direkt mal mit 4 Toren bemerkbar gemacht. Generell haben wir den ganzen Tag über wirklich stark gespielt und somit auch den Einzug ins Halbfinale für Sonntag eintüten können. Allerdings nur knapp, so dass wir am Sonntag dann als Viertplatzierte gegen Platz 1 ran mussten. Aber erstmal haben wir dann noch ein Mannschaftsfoto gemacht. Hier braucht ihr leider wieder das Passwort.

Passwort erforderlich.

Das Passwort ist der Name unseres felligen Mitbewohners in Deutschland. 

Sonntag

Der Sonntag beginnt, ihr ahnt es, mit einem Wecker um 6. Leider ist auch das abschließende Spiel für uns wieder sehr früh. Nima und ich sind nach insgesamt 6h Autofahren mittlerweile richtige Buddies und haben uns über Gott und die Welt unterhalten. Er ist ein im Iran geborener Kanadier, lebt aber in Australien mit seiner Frau und ist aufgrund seiner kanadischen Vergangenheit genauso in der Hockey-Blase wie ich. Gefühlt haben diese Stunden im Auto meinem Englisch auch echt einen Schub verpasst. Das war jedenfalls sehr cool.

Das Halbfinale haben wir dann recht deutlich verloren (eine kleine Story zu dem Spiel bezüglich einer Meinungsverschiedenheit gibt es auch noch, aber die erzähle ich mal persönlich). Bei mir ging nach dem Spiel dann aber auch nicht mehr viel. Leider hatte sich mein Knie nach zwei Tagen Vollgas Hockey dann doch recht deutlich zurückgemeldet. Auf dem Foto hier kann man es ganz gut sehen. Mein rechtes Knie war einfach so voll mit Wasser, dass man den Übergang zum Oberschenkel gar nicht mehr gesehen hat:

Autsch. Das lief so voll, dass ich sogar drauf und dran war das im Krankenhaus vorzuzeigen.

Eine nette Kleinigkeit gab es dann zum Ende des Turniers noch. Trotz meiner Skate-bedingten Ausfälle hatte ich es doch tatsächlich das erste Mal in meinem Leben zum Topscorer gebracht:

Also wenn das kein Grund ist, einfach in Australien zu bleiben, weiß ich auch nicht weiter.

Was bleibt, sind Erinnerungen an nicht nur eines der besten Wochenenden hier in Australien, sondern vermutlich auch in meinem Leben. Danke daher an dieser Stelle an alle Beteiligten, auch wenn ihr alle nicht versteht, was hier steht, haha. Ach so, und diese Bilder hier bleiben wohl auch: